Der Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden (kurz: Dorotheenstädtischer Friedhof) liegt im Berliner Ortsteil Mitte (Bezirk Mitte). Er bedeckt eine Fläche von 17.000 Quadratmetern. Der Zugang befindet sich in der Chausseestraße Nummer 126. Zahlreiche bedeutende und prominente Persönlichkeiten haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Durch die Gestaltung ihrer Grabmäler ist der Friedhof auch ein wichtiges Zeugnis für die Berliner Grabmalskunst, besonders des 19. Jahrhunderts. Die Anlage steht vollständig unter Denkmalschutz.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts fehlte es in Berlin an ausreichendem Platz für Bestattungen. Die Einwohnerzahl wuchs, noch ungenutzte Flächen waren als Bauland gefragt. Überdies befürchtete die Stadtverwaltung, das Wohnen in unmittelbarer Nachbarschaft von Gräbern könnte den Ausbruch von Epidemien unterstützen. Daher stellte König Friedrich II., genannt Friedrich der Große, außerhalb der Zollmauer (Akzisemauer) geeignetes Gelände zur Verfügung, vor dem Oranienburger Tor entstanden mehrere Friedhöfe. Der Charité-Friedhof bestand dort bis 1856, der St. Hedwigs-Friedhof bis 1902. Der Französische Friedhof, 1780 für die Berliner Hugenotten unmittelbar neben dem Dorotheenstädtischen Friedhof angelegt, ist bis heute erhalten.
Der Dorotheenstädtische Friedhof selbst wurde 1762 gegründet[3], seit 1770 gab es dort Bestattungen. Dorothea, die zweite Frau des Großen Kurfürsten, hatte einst der nahe gelegenen Dorotheenstadt ihren Namen gegeben. Wie die Dorotheenstädtische Kirche wurde nun auch der zu dieser gehörige Friedhof indirekt nach ihr benannt. Zunächst war er hauptsächlich ein Begräbnisplatz einfacher, oft mittelloser Bürger. Allmählich änderte sich dieser Charakter. Auf dem Gebiet der beiden zugehörigen Kirchengemeinden, Dorotheenstadt und Friedrichswerder, lagen Institutionen wie die Akademie der Künste, die Singakademie, die Bauakademie, die Akademie der Wissenschaften und die Berliner Universität. Viele der dort Beschäftigten wohnten auch in diesem Stadtviertel. Die gesellschaftliche Bedeutung derjenigen, die auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof bestattet wurden, nahm zu, es entstanden zunehmend aufwändig und künstlerisch anspruchsvoll gestaltete Grabmäler.
Zwischen 1814 und 1826 wurde der Friedhof mehrfach vergrößert. 1834 erwarben die Kirchengemeinden zusätzliches Land für Bestattungen in anderen Stadtteilen, die Dorotheenstädtische Gemeinde in Gesundbrunnen in der Liesenstraße (Liesenstraße#Dorotheenstädtischer Friedhof II), die Friedrichswerdersche Gemeinde in der Bergmannstraße in Kreuzberg. Die Gemeinden wurden nach 1945 zusammengelegt, seit 1961 trägt die Friedrichswerdersche Gemeinde die Verantwortung für die gemeinsam genutzten Friedhöfe. Der alte Friedhof musste schon gegen Ende der 1860er Jahre wegen Überbelegung geschlossen werden; nach 1869 durften Bestattungen nur noch auf schon zuvor gekauften Grabstellen durchgeführt werden.
In Zusammenhang mit der Verbreiterung der angrenzenden Hannoverschen Straße wurden 1889 Teile des Friedhofsgeländes verkauft, die dort gelegenen Grabstellen von Hegel, Fichte, Klenze und anderen zu ihren jetzigen Standorten verlagert. Später, nach Einführung der Feuerbestattung, erwies sich der Friedhof trotz der reduzierten Fläche als ausreichend groß, 1921 wurde er für neue Bestattungen freigegeben. Im Zweiten Weltkrieg erlitten die umliegenden Wohnviertel starke Zerstörungen, auch der Dorotheenstädtische Friedhof war betroffen. In den 1960er Jahren erwog der Ost-Berliner Magistrat seine Umwandlung in eine Grünanlage.
Quelle Text: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedhof_der_Dorotheenst%C3%A4dtischen_und_Friedrichswerderschen_Gemeinden
Johann Friedrich August Borsig (* 23. Juni 1804 in Breslau; † 6. Juli 1854 in Berlin) war ein bedeutender deutscher Unternehmer. Ergründete 1837 die Borsigwerke in Berlin.
Borsig absolvierte eine Lehre als Zimmermann und lernte währenddessen an der Kunst- und Bauhandwerksschule in Breslau. Danach besuchte er das Königliche Gewerbeinstitut in Berlin unter Leitung von Peter Christian Wilhelm Beuth. Die Ausbildung dort brach er nach anderthalb Jahren ab. Im September 1825 bewarb er sich für eine Maschinenbau-Ausbildung bei der Neuen Berliner Eisengießerei von Franz Anton Egells. Borsigs Zeugnisse bescheinigten ihm, er habe in Chemie versagt und sei als Techniker kaum zu gebrauchen; darüber hinaus war er auch beim Militär als dienstuntauglich ausgemustertworden. Dennoch stellte Egells ihn ein. Einer seiner ersten Aufträge war der Zusammenbau einer Dampfmaschine in Waldenburg in Niederschlesien. Borsig führte den Auftrag erfolgreich aus und erwarb sich damit die Anstellung (Dienstvertrag am 1. Juli 1827) als Faktor (Betriebsleiter) für acht Jahre zu für damalige Verhältnisse äußerst günstigen Bedingungen mit einem jährlichen Gehalt von 300Talern. 1828 heiratete er Louise Pahl, die ein Jahr später deren einzigem Sohn Albert das Leben schenkte.
1836 legte Borsig seine Ersparnisse in ein Grundstück an der Chausseestraße vor dem Oranienburger Tor an und gründete auf dem seiner alten Firma benachbarten Gelände eine eigene Maschinenbauanstalt (Genehmigung durch das Königliche Polizeipräsidium für den Bau eines Hüttengebäudes auf dem erworbenen Grund am Oranienburger Tor vom 7. Oktober 1836). Das Gründungsdatum wird auf den 22. Juli 1837 festgelegt – dem Tag, an dem der erste Guss (gusseiserne Schienenstühle) für den Bau der Eisenbahn Berlin–Potsdam in der Gießerei gelang.
In der Anfangszeit baute Borsig Dampfmaschinen für den eigenen Bedarf und Maschinen für andere Unternehmen, daneben Kunst- und Baugussteile, doch schon bald begann sich der Schwerpunkt auf den Lokomotivbau zu verlagern. Die erste Lok absolvierte am 24. Juli 1841 ihre Jungfernfahrt und wurde am 24. August 1841 von der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn-Gesellschaft übernommen. Nach einem misslungenen Versuch 1816–1817 mit den beiden Dampfwagen der Königlichen Eisengießerei Berlin und der Dampflokomotive von Ludwig Kufahl (1840 ausgeliefert) war dies erst die vierte in Deutschland gebaute und die zweite hier konstruierte Lokomotive. Am Bau beteiligt war auch Friedrich Wöhlert (1797–1877), Borsigs Werkmeister und Freund aus der Zeit bei Egell.
1842 wurden acht und 1843 zehn bestellte Dampflokomotiven nach amerikanischen Vorbildern für die preußischen Bahnen fertiggestellt, und 1844 stellte Borsig auf der Berliner Industrieausstellung schon seine 24. Lokomotive, die Beuth aus. Am 15. August 1843 zog zur Eröffnung der neuen Eisenbahnstrecke Berlin–Stettin ein Borsig Fabrikat den preußische König Friedrich Wilhelm IV. und dessen Gefolge.
Borsigs Unternehmen vergrößerte sich schnell, da überall in Deutschland neue Schienenwege verlegt wurden. 1847 wurde mit dem Bau des Eisenwerks Moabit begonnen, welches 1849 in Betrieb ging. 1850 wurde die Maschinenbauanstalt und Eisengießerei in der Moabiter Kirchstraße hinzugekauft. Die drei Berliner Betriebe beschäftigten bereits 1800 Mann, was zur damaligen Zeit ein Großunternehmen war.
Borsig hatte sich Ende der 1840er Jahre schon einen Namen gemacht, so dass auch die Wirtschaftskrise von 1848 bis 1852 dem Unternehmen nicht viel anhaben konnte. Die 500. Dampflokomotive wurde 1854 ausgeliefert, anlässlich der zugehörigen Feier wurde Borsig zum Geheimen Kommerzienrat ernannt. Kurz danach starb er überraschend, wenige Tage nach seinem 50. Geburtstag, an einem Schlaganfall. Sein Sohn Albert übernahm die Geschäfte. 1854 gründete er die direkt an der Strecke der Köln-Mindener Eisenbahn gelegene Maschinenfabrik Deutschland in Dortmund mit.
Anlässlich der Fertigstellung der 1000. Lokomotive vom Typ Borussia fand am 21. August 1858 wiederum ein großes Fest mit vielen prominenten Gästen statt, darunter auch Alexander von Humboldt. Zu dieser Zeit hatte das Unternehmen schon 2800 Arbeiter. Auch in der Folgezeit expandierte das Unternehmen weiter. 1862 wurde ein Teil der Produktion nach Schlesien, und zwar nach Nieder- (z. B. Breslau/Wrocław) und Oberschlesien (z. B. Biskupitz/Biskupice, heute Stadtteil von Hindenburg/Zabrze), verlegt, und 1872 war das Unternehmen Borsig in Europa der größte und nach den Baldwin LocomotiveWorks in den USA weltweit der zweitgrößte Lokomotivenlieferant.
Borsig richtete für seine Arbeiter eine Krankenkasse, eine Sterbekasse und eine Sparkasse ein. Es gab einen Unterrichtsraum, einen Speiseraum und ein Schwimmbecken.
Ab 1876 wurden auch Dampftriebwagen hergestellt, ab 1880 nach Lizenz Rowan, die gemeinsam mit der französischen Société Franco-Belge de Matériel de Chemins de Fer erworben wurde. Bis 1891 entstanden bei beiden Unternehmen etwa 85 drei- und vierachsige Rowan-Straßen- und Nebenbahnen. Der erste dieser Triebwagen war ein Doppelstöcker mit vier Achsen für 98 Passagiere, davon 8 in der ersten, 30 in der zweiten und 60 in der drittenKlasse im offenen Oberstock.
Im April 1878 starb Albert Borsig im Alter von 49 Jahren an Herzversagen. Damit endete das wohl erfolgreichste Kapitel Borsigscher Tätigkeit. Das Unternehmen wurde danach von einem Kuratorium anstelle von Alberts noch minderjährigen Söhnen (Ernst Borsig, Arnold Borsig und Conrad von Borsig) geleitet, die erst 1894 die Firmenleitung übernehmen konnten.
Im Jahr 1898 wurde ein neues Werk in Tegel eingeweiht, das sowohl zu Wasser als auch per Schiene zu erreichen war. In diesem neuen Werk wurden neben Dampfmaschinen und Lokomotiven auch Kältemaschinen, Schiffsdampfmaschinen und Dampfpflüge gefertigt. Um seine Dampfmaschinen zu verbessern, arbeitete Borsig auch mit anderen Unternehmen wie beispielsweise Adolf Wagener aus Küstrin zusammen. Ab 1900 lieferte Borsig auch in großem Umfang schmalspurige Werkbahnlokomotiven, Druckluft- und Straßenbahnlokomotiven. Im Jahr 1902 wurde die 5000. Lokomotive hergestellt, die Stettin 41, eine Lok der Gattung Preußische S 3.
1908 wurde von Borsig die weltweit erste Kunsteislaufbahn für den Berliner Sportpalast gebaut.
1918 lieferte Borsig die 10.000. Lokomotive aus.
Quelle Text und Beispielbilder (Portrait, Fabrik, Lokomotive Beuth) : https://de.wikipedia.org/wiki/August_Borsig und https://de.wikipedia.org/wiki/Borsig_(Unternehmen)
Franz Bendel (* 23. März 1833 in Schönlinde, Böhmen; † 3. Juli 1874 in Berlin) war ein österreichischer Klaviervirtuose und Komponist.
Franz Bendel war der Sohn eines Volksschullehrers. Nach ersten künstlerischen Unterweisungen durch seinen Vater wurde er Schüler von Josef Proksch. Durch seinen Lehrer, der ihn sehr förderte, kam Bendel später zu Franz Liszt nach Weimar, wo er auch Wendelin Weißheimer kennenlernte.
1848 wurde Bendel von Graf Otto von Westphal als Haus- und Musiklehrer engagiert. Dieses Amt hatte er 14 Jahre inne. Anlässlich der Cäcilienfeier 1855 in Prag wurde von seinem Lehrer Proksch eine Messe von Bendel aufgeführt. 1862 ließ Bendel sich in Berlin nieder und wurde dort Dozent an der Neuen Akademie der Tonkunst. Dort lebte und arbeitete er bis zu seinem Tode, nur unterbrochen von mehreren kleinen Konzertreisen, wie 1863 nach Prag, die in der Presse lobend erwähnt wurden.
Als ausübender wie als schaffender Künstler verfolgte Bendel die Richtung auf das Ernste und Gediegene, und auch seine zahlreichen, von bestem Erfolg begleiteten Kunstreisen (die letzte führte ihn sogar gelegentlich des Bostoner Musikfestes nach Amerika) vermochten der Idealität seines Strebens keinen Abbruch zu tun. Von seinen Kompositionen, darunter vier Messen, Sinfonien und andere größere Arbeiten, haben namentlich die im Salonstil gehaltenen Klavierwerke und zahlreiche Lieder weite Verbreitung gefunden.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Bendel
Bertolt Brecht
Schriftsteller und Regisseur, war einer der bedeutendsten Autoren der Arbeiterliteratur zur Zeit der Weimarer Republik, einer der
wichtigsten Vertreter der Neuen Sachlichkeit und einer der einflussreichsten deutschen Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Sein Gesamtwerk umfasst mehr als 30 Theaterstücke, über 2500
Gedichte und Lieder, drei Romane, mehrere Dramen- und Romanfragmente sowie über 150 Prosaarbeiten, dazu Tagebücher und Briefe.
Er gilt als Begründer des sogenannten „Epischen Theaters“.
Eugen Bertolt Brecht wurde am 10. Februar 1898 als Sohn des kaufmännischen Angestellten Bertolt Brecht und dessen Frau Sophie, geb. Brezing,
in Augsburg geboren.
Erste Publikationen erschienen von Brecht 1913 in der Schülerzeitschrift „Die Ernte“. Ab 1914 wurden Gedichte, Erzählungen, Rezensionen und Aufsätze im „Erzähler“, der literarischen Beilage der „Augsburger Neuesten Nachrichten“ und in der „ Münchner-Augsburger-Abendzeitung“ veröffentlicht.
Im Jahre 1916 machte Brecht die Bekanntschaft mit Paula Banholzer und heiratete sie. Mit ihr hatte er einen Sohn, aber die Ehe hielt nicht
lange.
Wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges legte Brecht im Jahre 1917 ein Notabitur ab und wurde noch im selben Jahr an der Universität
München immatrikuliert, um Medizin und Naturwissenschaften zu studieren. Allerdings studierte er nie ernsthaft, vielmehr wollte er literarisch arbeiten.
Im Oktober 1918 wurde er als Lazarettsoldat eingezogen. Nur wenig später, im November, wurde er Mitglied des Augsburger Arbeiter- und
Soldatenrates.
1922 fand die Uraufführung seines kritisch-engagierten, linksorientierten Stückes „Trommeln in der Nacht" in München statt und die
Buchausgabe seines ersten Dramas „Baal“ erschien. Letzteres lag bereits zwei Jahre vor, wurde aber vom Verlag nicht gedruckt, weil ein Verbot befürchtet wurde. Während der Uraufführung
der Komödie „Trommeln in der Nacht“ lernte Brecht, Helene Weigel kennen.
Am 3. November 1922 heiratete Brecht die Opernsängerin Marianne Zoff. Eine Tochter wurde geboren. 1924 siedelte er nach Berlin über, wo er
zusammen mit Carl Zuckmayer als Dramaturg für Max Reinhardt am „Deutschen Theater“ arbeitete. Auch andere Bekanntschaften und Freundschaften nahmen in Berlin ihren Anfang, so mit dem
Theaterautor Arnolt Bronnen, dem Autorkollegen Lion Feuchtwanger, der lebenslangen Mitarbeiterin Elisabeth Hauptmann oder dem Komponisten Kurt Weill.
Ab dem Jahre 1926 wandte sich Brecht verstärkt dem Marxismus zu. Er war auf der Suche nach einer Theorie, die das Verständnis an der
Gesellschaft und der Kritik an ihr begründen sollte. In sogenannten Lehrstücken erläuterte er auf der Grundlage des Marxismus die in Deutschland herrschenden Missstände. Er sympathisierte
zwar mit den revolutionären Zielen der Kommunisten und stand in Kontakt mit bedeutenden sozialistischen Theoretikern, Intellektuellen und Künstlern, trat aber Zeit seines Lebens nie in
die kommunistische Partei ein.
Am 3. November 1926 wurde der Sohn von Brecht und Weigel geboren. Ein Jahr später erfolgte die Scheidung von seiner Frau. So hatte er im
Alter von 28 Jahren drei Kinder von drei verschiedenen Frauen: Frank mit Paula Banholzer, Hanne mit Marianne Zoff und Stefan mit Helene Weigel.
Mit großem Erfolg wurde 1928 die mit Kurt Weill bearbeitete „Beggar´s Opera“ als „Dreigroschenoper“ im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin
uraufgeführt. Die „Dreigroschenoper“, die Brecht zu großer Anerkennung verhalf, wird als erstes Stück einer als „episches Theater“ bezeichneten, von Brecht als Gegenstück zum klassischen
aristotelischen Drama neu entwickelten Theaterform angesehen. Brecht strebte nicht mehr die völlige Identifikation des Zuschauers mit den Helden seiner Stücke, sondern eine kritische
Distanz an. Dies versuchte er durch einen Verfremdungseffekt („V-Effekt“) zu erreichen (z. B. durch Aneinanderreihung von Bildern anstelle einer geschlossenen Entwicklungshandlung oder
durch Anreden der Schauspieler an das Publikum).
1929, am 10. April, heiratete er Helene Weigel. Eine Tochter wurde 1929 als zweites Kind geboren.
Die 1930 in Leipzig uraufgeführte Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ wurde zu einem Theaterskandal. Im selben Jahr wurde der Film
„Die Dreigroschenoper“ gezeigt. Brecht arbeitete bereits am Drehbuch für den, die Probleme des Proletariats zeigenden Film „Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?“. 1932 verbot die
Filmprüfstelle Berlin diesen Film wegen kommunistischer Agitation. Nach großen öffentlichen Protesten kam es aber im selben Jahr zur Uraufführung einer abgeänderten Fassung.
Einen Tag nach dem Reichstagsbrand, am 28. Februar, 1933 verließ Brecht zusammen mit seiner Familie Deutschland, um ins Exil zu gehen. Er emigrierte über Prag und Wien in die Schweiz und später nach Dänemark.
In dieser Zeit wurde Brecht zu einem wichtigen Autor von sozialistischer, aber gleichzeitig experimenteller Exilliteratur. Den sozialistischen Realismus lehnte er als Einschränkung seiner literarischen Möglichkeiten ab. In seiner Zeit im Exil entstanden viele, dem antifaschistischen Kampf gewidmete Gedichte. Eine enge Zusammenarbeit ergab sich mit Hanns Eisler und Walter Benjamin.
1935 wurde Brecht die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Er nahm am Ersten Internationalen Schriftstellerkongress in Paris
teil.
Am 16. Oktober 1937 wurde die Erzählung „Die Gewehre der Frau Carrar“, mit Helene Weigel in der Hauptrolle, uraufgeführt.
In den Jahren 1939 bis 1941 war die Familie ständig auf der Flucht. Wegen der drohenden Kriegsgefahr verließ sie erst Dänemark Richtung
Schweden und als auch Schweden nicht mehr sicher war, emigrierte sie über Finnland in die USA. Dort traf Brecht mit vielen emigrierten Intellektuellen zusammen. Er wurde Mitglied beim
„Council for a Democratic Germany“. 1943 fiel sein Sohn aus erster Ehe als deutscher Soldat an der Ostfront.
1945 änderte Brecht die Konzeption für sein Werk „Galileo Galilei“. Ursache dafür war der Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki
durch die USA. Es war nicht das erste und nicht das letzte Mal, dass er die Konzeption änderte. In der ersten, der dänischen Fassung, stellte Galilei den unabhängigen Wissenschaftler dar,
in der zweiten, der amerikanischen Fassung, wird sein Forschertum durch politisches Versagen zu einem rücksichtslosen Laster und in der dritten, der Berliner Fassung von 1956, beklagt
Galilei seine Verantwortungslosigkeit.
Nach der Uraufführung im amerikanischen Beverly Hills erhielt Brecht eine Vorladung vor das Komitee für unamerikanische Tätigkeit in Washington. Kurz danach verließ er Amerika und kehrte in die Schweiz zurück. In Zürich wurde am 11. Januar 1949 die Antikriegsdichtung „Mutter Courage und ihre Kinder“ uraufgeführt. Wieder spielte Helene Weigel die Hauptrolle. Im selben Jahr erfolgte die Übersiedlung nach Ost-Berlin, wo bereits am 12. November das „Berliner Ensemble“ mit der Aufführung von „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ seine Arbeit begann. Brecht leitete als erster die künstlerische Arbeit des „Berliner Ensembles“, das er 1949 gründete und das noch heute im „Theater am Schiffbauerdamm“ residiert, das Brecht 1954 als eigenes Schauspielhaus erhielt.
Zu den beeindruckendsten kleinen Werken seiner Buckower Zeit gehört „Der Rauch“ (Audio 1). Dieses Gedicht aus den „Buckower Elegien“ hat
einen profanen Hintergrund: Der Rauch war ein Signal: Er zeigte die Anwesenheit der Schauspielerin Käthe Reichel an, die damals in einem kleinen Haus am See in Buckow wohnte.
1950 nahm Brecht an der Gründung der Deutschen Akademie der Künste teil und wurde 1954 ihr Vizepräsident. 1956 nahm er am VI. Deutschen
Schriftstellerkongress teil und starb im August im Alter von nur 58 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes. Noch auf dem Totenbett diktierte er:
„Schreiben Sie, dass ich unbequem war und es auch nach meinem Tod zu bleiben gedenke."
Quelle Text: https://www.lernhelfer.de/…/deutsch-…/artikel/bertolt-brecht#
Johann George Hossauer
Zu den herausragenden Gold- und Silberschmieden des 19. Jahrhunderts, die die Berliner Edelmetallverarbeitung in starkem Maße belebten, gehört ohne Zweifel der in Berlin geborene Johann George Hossauer. Er erlernte ursprünglich den Klempner-Beruf, bildete sich jedoch durch die Vermittlung Peter Beuths in Paris weiter. Dort konnte er die Methode der Herstellung leichter Metallwaren, aber auch die Kunst des Versilberns und Plattierens studieren. Bei einem Besuch Friedrich Wilhelm III. in Paris im Jahr 1818 wurde der preußische König auf ihn aufmerksam und Hossauer folgte schließlich dem königlichen Ruf nach Berlin. Schon 1826 wurde er Hofgoldschmied und durfte sich „Goldschmied des Königs“ nennen.
Als anspruchsvoller Künstler wurde Hossauer vor allem in der Zusammenarbeit mit Karl Friedrich Schinkel bekannt. Er bekam die Gelegenheit, unter anderem Tafelsilber und Service, auch im „englischen Geschmack“, nach Schinkelschen Entwürfen anzufertigen. 1827 beteiligte er sich an Versuchen zu Nielloarbeiten, entwickelte unter anderem eine neuartige Prägemaschine für große metallene Oberflächen, parabolische Hohlspiegel für Leuchttürme, neue Kupfer-Nickel-Legierungen und 1842 gelang ihm die Technik der galvanischen Vergoldung und Versilberung. Die von ihm entwickelte Galvanoplastik wurde dann unter anderem für die Fertigung von dekorativem Schmuck bei Grabdenkmalen, so bei trauernden Genien und weiteren allegorischen Gestalten, aber auch bei Fruchtgehängen oder Engeln angewandt. Da diese Technik ungleich preisgünstiger ist als Metallvoll- oder Hohlgüsse, konnte sich die Galvanoplastik schnell zu einer einzigartigen Massenproduktion ausweiten.
Die für ihn und seine Familie entworfenen drei kunstgeschichtlich bedeutenden antikisierenden Marmorstelen, deren Aufsätze von je einem Palmettenakroterion mit einer allegorischen Figur im Zentrum gebildet werden, folgen dem von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Grabmal-Typus. Schon für das Grab von Sigismund Friedrich Hermbstädt (1760-1833) – ordentlicher Professor an der Berliner Universität und Forscher auf den Gebieten der Chemie und Pharmazie – hat Schinkel erstmalig diesen Grabmaltyp, einige Gräber weiter am selben Weg stehend, im Auftrag des Vereins für Gewerbefleiß entworfen. Nicht zuletzt Schinkels eigenes Grab, an der großen Birkenallee des Dorotheenstädtischen Friedhofs gelegen, sollte dann auch diesem streng klassizistischen Grabmaltypus folgen.
Text: Klaus-Henning von Krosigk
Quelle Text: http://stiftung-historische-friedhoefe.de/johann-george-hossauer/
Johannes Rau
Also für einen Bundespräsidenten und für ein „Ehrengrab“ der Stadt Berlin, hätte ich mir die Grabstätte von Johannes Rau, etwas „schöner“ vorgestellt. Irgendwie war ich enttäuscht von dem kühlen grauen Grabstein und dem nicht wirklich schönen Relief, aber vielleicht war vielleicht war das ja der Wunsch des Verstorbenen.
Johannes Rau (* 16. Januar 1931 in Wuppertal; † 27. Januar 2006 in Berlin) war ein deutscher Politiker (SPD) und von 1999 bis 2004 der achte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.
Rau war von 1969 bis 1970 Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal und anschließend Wissenschaftsminister in Nordrhein-Westfalen. Von 1977 bis 1998 war er Landesvorsitzender der SPD und von 1978 bis 1998 der sechste Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, womit er beide Ämter länger als bisher jeder andere innehatte. Bei der Bundestagswahl 1987 war er Kanzlerkandidat der SPD. Im Jahre 1993 führte er nach dem Rücktritt von Björn Engholm kommissarisch den Vorsitz der SPD-Bundespartei.
Jugend und Beruf
Rau war Sohn des Kaufmanns und Blaukreuzpredigers Ewald Rau (* 1. April 1898; † 15. Dezember 1953) und von Helene Rau, geb. Hartmann (* 27. März 1901; † 1. August 1988). Nach dem Besuch der Volksschule Schützenstraße in Wuppertal-Barmen trat er 1942 in das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Wuppertal-Elberfeld ein, das Ende Juni 1943 bei dem Luftangriff auf Elberfeld zerstört wurde. Später besuchte Rau das Humanistische Gymnasium in Barmen, das heutige Ganztagsgymnasium Johannes Rau. Nachdem er zum Verdruss seines Vaters dem Unterricht mehrfach ferngeblieben war, musste er auf dessen Drängen im September 1948 die Schule nach der Obertertia abbrechen. Am 5. Oktober 1948 begann er eine Lehre als Verlagsbuchhändler beim Wuppertaler Verlagshaus Emil Müller. Nebenher war er ab 1949 freier Mitarbeiter der Westdeutschen Rundschau in Wuppertal.
Nach beendeter Lehre arbeitete er ab Juni 1952 als Verlagsgehilfe in Wuppertal und wurde 1953 Lektor bei einem kleineren Verlag in Witten. Ab 1954 arbeitete er als Geschäftsführer des Jugenddienst-Verlages; 1962 wurde er Mitglied des Vorstandes und 1965 Direktor dieses Verlages.
Privates
Johannes Rau ehelichte am 9. August 1982 Christina Delius (* 1956), eine Enkelin des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann und Nichte der Theologin Uta Ranke-Heinemann. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, Anna Christina (* 19. Dezember 1983), Philip Immanuel (* 28. Januar 1985) und Laura Helene (* 10. November 1986). Die standesamtliche Trauung fand in London statt, die kirchliche hingegen am 22. August 1982 in der Neuen Evangelischen Inselkirche zu Spiekeroog. Auf der Nordseeinsel wurden auch die Kinder getauft. Spiekeroog war jahrzehntelang das Urlaubsziel der Familie Rau, die dort ein Ferienhaus besaß. Im Sommer 2000 wurde Rau hier Ehrenbürger.
Rau kam sein Leben lang mit drei Wohnsitzen aus: Er wuchs zwischen Barmer Nordpark und Klingelholl in der Wohnung seiner Eltern auf und blieb dort bis Ende der siebziger Jahre. Während der Zeit als Ministerpräsident bewohnte er ein Eigenheim im Briller Viertel im Stadtteil Elberfeld. Erst mit dem Amtsantritt als Bundespräsident musste er in Berlin wohnen; das Schloss Bellevue stand wegen Umbaumaßnahmen nicht zur Verfügung. So wurde auf die 1911–1912 erbaute „Dienstwohnung des Bundestagspräsidenten“ (Miquelstraße 66–68 in Dahlem) ausgewichen, die dieser selbst nicht nutzte.
Seine Art, den evangelisch-christlichen Glauben öffentlich zu leben, trug Rau die Bezeichnung „Bruder Johannes“ ein, aber auch eine satirische Wertung als „gefürchteter Kirchentagsschwätzer“. Sein Lebensmotto „Teneo, quia teneor“ entlehnte er der Bekennenden Kirche, in der er in der Jugend selbst aktiv war.
Seit 1995 wusste Rau von seinem gefährlichen Aneurysma in der Bauchschlagader, lehnte aber aus Rücksicht auf seine Ämter und die bevorstehende Wahl zum Bundespräsidenten eine Operation immer ab, bis er sich am 23. Juli 2000 in der Universitätsklinik Essen operieren ließ. Am 18. August 2004 musste er sich einer schweren Herzoperation unterziehen, bei der ihm eine künstliche Herzklappe eingesetzt wurde. Nur zwei Monate später (19. Oktober 2004) musste ein Bluterguss im Bauchraum in der Universitätsklinik Essen operativ entfernt werden.
Die letzten öffentlichen Auftritte von Johannes Rau waren die Preisverleihung des deutsch-türkischen Freundschaftspreises in Solingen (29. Mai 2005) und die Einweihung der Frauenkirche in Dresden (30. Oktober 2005). An einem Empfang des Bundespräsidenten zu seinem 75. Geburtstag am 16. Januar 2006 im Schloss Bellevue in Berlin konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr teilnehmen.
Johannes Rau verstarb am 27. Januar 2006 gegen 8:30 Uhr in Berlin im Kreise seiner Familie. Die Beisetzung erfolgte am 7. Februar im Anschluss eines Trauerstaatsaktes auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof zu Berlin im engsten Familien- und Freundeskreis.
Quelle Text: https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Rau
Louis Ravené entstammte einer Familie, die selbst einmal aus einem anderen Land vertrieben worden war. Sie fand 1685 nach ihrer Flucht aus Metz in Berlin eine neue Heimat. In der preußischen Residenzstadt begann sein Urgroßvater Jacob eine kaufmännische Ausbildung in der Eisenhandlung von Samuel Gottlieb Butzer. Er heiratete dessen Tochter, übernahm die Firma und gab ihr dann 1775 seinen Namen. Sein Nachfolger Peter Louis baute das Geschäft weiter aus und lieferte unter anderem 1838 die ersten Eisenbahnschienen für die Potsdamer Bahn.
Im Privatleben hatte er weniger Glück.
Seine unglückliche Ehe soll Theodor Fontane zu seinem Roman Adultera animiert haben. Bekannt ist Peter Louis außerdem durch seine Sammlung zeitgenössischer deutscher Kunst geworden, die er der Öffentlichkeit zugänglich machte. Mit einer solchen Kombination aus sozialem und kulturellem Kapital war Peter Louis Ravené ein natürlicher Kandidat für das Ältestenkollegium der Berliner Kaufmannschaft. Er gehörte dem Gremium zwischen 1855 und 1860 an, sein Sohn Jacob Friedrich Louis vertrat die Familie dort noch einige Jahre länger, von 1864 bis zu seinem Tod 1879.
Als der Vater starb, war der junge Louis August erst 13 Jahre alt. Sein Vormund wurde der Schwager des Vaters, Adolph von Hansemann, die bestimmende Figur der Disconto-Gesellschaft. In der Bank, bei Woermann in Hamburg und bei der Dortmunder Union, erhielt der junge Ravené seine Ausbildung und übernahm im Alter von nur 21 Jahren bestens vorbereitet die Leitung des Familienunternehmens. Als dessen Inhaber zeigte er sich, so der preußische Handelsminister im Jahr 1900, den ihm gestellten vielseitigen Aufgaben vollkommen gewachsen. Er würde das „Welthaus“ mit hervorragender Umsicht und Tüchtigkeit leiten. Ein Jahr zuvor war Louis Ravené in das Ältestenkollegium gewählt worden. Mit gerade einmal 33 Jahren war er damit sogar noch drei Jahre jünger als Franz von Mendelssohn bei seiner Wahl. Aber beide entstammten eben Familien mit hohem sozialem Alter. Sie hatten die übliche Ochsentour in der Korporation nicht nötig. Warum das so war, verdeutlicht ein Bericht des Handelsministers von 1906, als Louis Ravené ebenfalls vergleichsweise früh dir den Titel des Geheimen Kommerzienrats in Vorschlag gebracht wurde: Seine Ernennung glaube ich trotz seines verhältnismäßig noch jugendlichen Lebensalters mit Rücksicht auf die außergewöhnliche Bedeutung, welche die Firma Ravené und ihr Inhaber in der Geschäftswelt besitzen, befürworten zu dürfen.
Bezeichnenderweise wurde Ravené im gleichen Jahr zum zweiten und 1914 schließlich zum ersten Vizepräsidenten der Berliner Handelskammer gewählt. Für die Gründung der letzteren hatte er sich schon im Ältestenkollegium eingesetzt und war dabei heftig mit Johannes Kaempf aneinandergeraten. Ravené vertrat im Kollegium eindeutig die Interessen des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller. Mit Ludwig Max Goldberger teilte er nicht nur die Sympathie für die Nationalliberale Partei, sondern arbeitete seit 1898 mit ihm auch im Präsidium der Zentralstelle für die Vorbereitung von Handelsverträgen und nach 1900 im Deutschen-Flotten-Verein zusammen. In gewisser Weise kann man Ravené deshalb als den rechten Flügelmann der Berliner Kaufmannsvertretungen bezeichnen. Er gehörte sowohl dem Präsidium des Flottenvereins und dem CDI -Ausschuss als auch dem Spitzengremium des liberalen Hansa-Bundes an. Dass er als Stahlhändler Kontakte zur Schwerindustrie hatte, erscheint dabei ökonomisch genauso einleuchtend wie seine Mitarbeit im Flotten-Verein.
Neben seiner Arbeit in den Verbänden der Berliner Wirtschaft setzte sich Ravené wie schon seine Vorfahren für soziale Belange ein. Das Berliner Polizeipräsidium berichtete 1906, dass er in 80 Wohltätigkeitsvereinen Mitglied war. Zusammenfassend schrieb der Handelsminister im selben Jahr.
Für gemeinnützige und wohltätige Zwecke bekundet er sein lebhaftes Interesse durch regelmäßige Zahlung bedeutender Beiträge und Unterstützungen (über 30.000 Mark jährlich) sowie durch namhafte Schenkungen; auch für seine Arbeiter und Angestellten sorgt er in weitgehender Weise. In einer großen Zahl Vertrauens- und Ehrenämtern ist er im Dienste des Gemeinwohls tätig.
Bis 1919 blieb Ravené Vizepräsident der Berliner Handelskammer. In den zwanziger Jahren wandte er sich dann anderen Aufgaben zu, übernahm etwa die Führung des Reichsverbandes des Deutschen Groß- und Überseehandels. Nach 1933 geriet er mit den Nationalsozialisten in Konflikt. Die Partei hatte ein Auge auf das Bild „Friedrich der Große auf Reisen“, ein Meisterwerk der Ravené'schen Sammlung geworfen. Das Gemälde wurde unter „Nationalschutz“ gestellt, was einen möglichen Verkauf ins Ausland verhinderte. Später musste Ravené das Bild für einen Spottpreis an Hitlers Münchener Führerresidenz abgegeben, wo es im Zweiten Weltkrieg beschädigt wurde. Sein ehemaliger Besitzer hat den Krieg nicht überlebt. Er kam am 20. Januar 1944 zusammen mit seinem Sohn bei einem Bombenangriff auf Berlin ums Leben.
Quelle Text aus: Das "Bollwerk des Bürgertums": die Berliner Kaufmannschaft 1870-1920
Albert Dietrich Schadow,
Albert Dietrich Schadow, Architekt, ist der Sohn des Hofbaurats Friedrich Gottlieb S. und dessen Gattin Charlotte geb. Schielkert, geboren am 2. Mai 1797 zu Potsdam. Er besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt bis 1812, darnach die Akademie der Künste in Berlin, wo ihm Joh. Erdmann Hummel und Joh. Gottfried Niedlich Unterricht erteilten. In den Feldzügen von 1813—16 diente er als Freiwilliger und nahm als Offizier seinen Abschied, um seine künstlerischen Studien fortzusetzen. Nach einem längeren Aufenthalt in Süddeutschland und in Oberitalien bestand er im J. 1822 die Feldmesserprüfung und hatte das Glück, bis 1826 unter Schinkel's Anleitung, insbesondere als Conducteur beim Bau des neuen Schloss Pavillons zu Charlottenburg beschäftigt zu sein. Er reiht sich dem Kreise der preußischen Architekten an. welche in der Schule jenes Meisters gebildet, ihre Kräfte der vom Könige Friedrich Wilhelm IV. angeregten Bautätigkeit widmeten.
Ohne die hervorragende Bedeutung seiner Zeitgenossen Persius, Stüler und Strack zu erzielen, hat S. neben diesen durch gediegene Leistungen eine achtungswerte Stellung sich in der Baugeschichte erworben. 1826 zum Hofbauconducteur ernannt, wurde er im folgenden Jahre nach Ablegung der Baumeisterprüfung Hofbauinspector und war alsdann in Potsdam tätig bei den Neubauten auf der Pfaueninsel, namentlich des Palmenhauses nach Schinkel's Entwürfen (1831). — Nachdem er die Pläne zu der gemeinsam mit Stüler erbauten St. Petri- und Paulskirche zu Nikolskoë bei Potsdam entworfen hatte (Architektonisches Album, Heft IV), war es ihm vergönnt, die Zeit vom September 1838 bis Juli 1839 zum Aufenthalte in Italien zu verwenden. Im Sinne seines Lehrers Schinkel lieferte er einen Beitrag zur architektonischen Verschönerung Potsdams durch den im J. 1841 ausgeführten Umbau eines älteren Hauses zur Villa der Fürstin Liegnitz, dicht am Eingange von Sanssouci gelegen, ein Werk von edler Gliederung, das seinen Namen in weitere Kreise trug.
Seine Haupttätigkeit entwickelte er seit 1843 als Baumeister des Berliner Schlosses, in dessen Festräumen unter seiner Leitung umfassende Änderungen getroffen wurden. Im J. 1844 erbaute er die Terrasse an der Lustgartenseite mit den stattlichen Gruppen der Rossebändiger des Baron v. Clodt. In Gemeinschaft mit Stüler und Wäsemann bewirkte S. in den Jahren 1845—53 den Ausbau des Weißen Saales und nach einem Entwurfe Schinkel's den Kuppelbau der reich ausgestatteten Schloßkapelle über dem großen, triumphbogenartig gestalteten Hauptportal an der Schloßfreiheit, wodurch dem Königspalaste die wirkungsvolle Krönung verliehen ward. Außer dieser amtlichen Tätigkeit hat S. noch zahlreiche Entwürfe und Pläne für Privatbauten geliefert und auch als Zeichner sich bewährt. Im J. 1847 zum Hofbaurat ernannt, gehörte er seit 1849 der Akademie der Künste an, wurde 1854 Mitglied der technischen Baudeputation und 1859 Oberhofbaurat. Seiner verdienstvollen Tätigkeit, die auch dem Architektenvereine vielfach von Nutzen gewesen, wurde in den letzten Jahren seines Lebens durch Erblindung ein Ziel gesetzt. Er starb zu Berlin am 5. September 1869 und wurde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhofe vor dem Oranienburger Thore beigesetzt. — Mit der Familie des Bildhauers Johann Gottfried S. steht er in keiner verwandtschaftlichen Beziehung.
Quelle Text: https://www.deutsche-biographie.de/sfz77890.html
Friedrich August Stüler Friedrich August Stüler (* 28. Januar 1800 in Mühlhausen/Thüringen; † 18. März 1865 in Berlin) war ein deutscher Architekt, der als hochrangiger preußischer Baubeamter zu den maßgebenden Baumeistern seiner Zeit gehört. Als seine bedeutendste Schöpfung gilt das Neue Museum in Berlin. Auch der Kuppelbau auf dem Triumphbogen des Hauptportals des Berliner Schlosses mit der Schlosskapelle ist sein Werk. Friedrich August Stüler stammte aus einem alten Patriziergeschlecht. Seine Vorfahren waren einflussreiche Kaufleute und Senatoren und Ratsherren der Stadt Mühlhausen in Thüringen. Der lutherische Kirchenlieddichter Ludwig Helmbold zählt ebenfalls zu seinen Vorfahren. Seine Eltern waren Johann Gottfried Stüler (1753–1821) und Johanna Friedericke Henriette Stüler geb. Reinhold (1773–1827).
Stüler studierte ab 1818 in Berlin und gehörte zu den Schülern Karl Friedrich Schinkels. 1829 und 1830 bereiste er zusammen mit dem befreundeten Eduard Knoblauch und dem Dresdner Architekten Woldemar Hermann (1807–1878),[1] den er in Berlin kennengelernt hatte, Frankreich und Italien. Mit Heinrich Strack reiste er 1831 nach Russland. Er wurde dann Hofbauinspektor und 1832 preußischer Hofbaurat und Direktor der Schlossbaukommission. 1837 fertigte er Pläne zum Wiederaufbau des Winterpalasts in Sankt Petersburg an. Diese wurden aber nicht ausgeführt, weil Zar Nikolaus I. anstatt des von Stüler geplanten romantischen Neorenaissance-Neubaus das ursprünglich barocke Schloss wiederaufbauen ließ. Unter König Friedrich Wilhelm IV. eröffnete sich ihm ein bedeutender Wirkungskreis, 1842 wurde er von ihm zum Architekten des Königs ernannt. Er gehört zu den Gründern des Architektenvereins zu Berlin. In Gesamtkonzeption seiner Kirchenbauten (etwa in der Ausformung von Basilika und Campanile) ging Stüler auf die Vorstellungen Friedrich Wilhelm IV. ein, der durch Beschäftigung mit der Architektur Italiens, geprägt von seiner ersten Italienreise 1828 und angeregt vom 1822–1828 von Johann Friedrich Cotta in München herausgegebenen Stichwerk Denkmale der christlichen Religion, aufgenommen von den Architecten J. G. Gutensohn und J. M. Knapp, Formen der Antike und Renaissance im „Preußischen Arkadien“ umzusetzen suchte.
Auch in der Rückbesinnung auf frühchristliche Motive, die Urkirche und ihre Liturgie sah der König einen Ausweg aus (kirchen)politischen Problemen. Wie der Campanile der römischen Kirche Santa Maria in Cosmedin für die Potsdamer Friedenskirche als direktes Vorbild fungierte, gibt es auch andere Beispiele nach dieser Art. Stüler übernahm bei der Ausführung der Friedenskirche nach dem Tod von Ludwig Persius die Oberbauleitung. Auch durch seine gemeinsame Reise mit Friedrich Wilhelm IV. nach Italien im Winter 1858/1859 (ebenso wie mit Eduard Knoblauch bereits 1829/1830) war Stüler selbst geprägt von den Bauten des italienischen Mittelalters und Quattrocento. Ideen für gusseiserne Säulen (etwa in der Kapelle des Domkandidatenstifts eingesetzt) oder die im Neuen Museum angewandten Techniken dürften dabei eher auf seine vom König initiierte Studienreise 1842 nach Großbritannien zurückgehen. Die klassische Form der altchristlichen Basilika mit erhöhtem Mittelschiff und niedrigeren Seitenschiffen, der halbrunden Apsis im Osten und einem am Narthex im Westen vorgelagerten Atrium ist zum Beispiel beim Berliner Domkandidatenstift an der Oranienburger Straße im Wesentlichen umgesetzt.
Vorbilder mehr oder weniger frei variierend, findet sich die Form des abgesetzten Glockenturms bei Stüler an einigen seiner Kirchenbauten für Berlin, unter anderem bei der 1844–1845 erbauten St.-Jacobi-Kirche an der Oranienstraße. Mit Pfarr- und Schulhaus am Atrium entlang der Straße gelegen, gibt der Ziegelbau auch einen vagen Eindruck vom Erscheinungsbild des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Domkandidatenstifts. Nur äußerlich wiederhergestellt, vermittelt der in den 1950er Jahren durch Paul Emmerich und dessen Sohn Jürgen Emmerich neugestaltete Innenraum nicht mehr den „frühchristlichen Geist“, der der Gestaltung nach Vorbild von Santi Quattro Coronati in Rom ursprünglich zugrunde lag.
Vergleichbar, da nach dem Krieg von denselben Architekten umgestaltet, ist die St.-Matthäus-Kirche am heutigen Kulturforum in Berlin-Tiergarten, die Stüler im selben Jahr wie die St.-Jacobi-Kirche in Angriff nahm. Direkt durch einen Kirchenbauverein der Nachbarschaft beauftragt, löste sich Stüler dort etwas von puristischen Vorbildern, orientierte sich in der Dachform eher an Danziger Kirchen und gliederte den Turm, auch aufgrund begrenzten Raums, in das Mittelschiff ein.
Weitere Kirchenbauten Stülers sind, neben der zerstörten und für den Bau der Stalinallee abgetragenen Markuskirche, die 1854–1858 am Königstor in Nähe des Friedrichshains errichtete St.-Bartholomäus-Kirche (äußerlich mit nicht mehr dreigeteiltem Dach erhalten), die Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe (bereits 1834–1837 mit Albert Dietrich Schadow), die 1860 eingeweihte Trinitatiskirche in Köln und zahlreiche Dorfkirchen wie die am Stölpchensee (1858–1859). Gerade die neogotisch geprägte Kirche St. Bartholomäus zeigt, dass Stüler auch als Architekt des Übergangs bezeichnet werden kann, nämlich zwischen Klassizismus und Historismus. Bei seinen 1844–1856 entstandenen Erweiterungsbauten für die Johanniskirche in Berlin-Moabit (Portikus, Pfarr- und Schulhaus mit Arkadenverbindung und freistehendem Glockenturm) als Ergänzung einer der Berliner Vorstadtkirchen Schinkels, zeigte Stüler erneut das vom König favorisierte Prinzip und erwies sich als „würdiger Nachfolger“ seines Lehrers, wobei er selbst das bis heute übliche Etikett des Schülers ablehnte. Nicht verwirklicht hingegen wurden die Pläne Stülers für den Neubau des Berliner Doms, neben dem Weiterbau des Kölner Doms auch eine der „Herzensangelegenheiten“ Friedrich Wilhelms IV. Nach ersten klassischen Basilika-Entwürfen 1842 stand am Ende ein Entwurf mit Kuppel, dessen Finanzierung und Ausführung, so der Apsisfundamentierung in der Spree, bereits begonnen war, bevor Wilhelm I. die Planungen seines nun umnachteten Bruders nach ersten Stockungen infolge der Revolution 1848 zehn Jahre später einstellen ließ.
Über die Zusammenarbeit mit dem König sagte Stüler 1861 in einer Rede auf dem Schinkelfest: „Bei … den meisten Bauten begnügte sich der König nicht damit, dem Künstler nur Aufgaben zu stellen und die Bearbeitung seinem Talent zu überlassen, es drängte ihn zur lebendigsten Teilnahme an der Bearbeitung, wenn nicht zur Leitung derselben. So liebte er, die Grundidee der auszuführenden Bauwerke, mehr oder minder ausgearbeitet, in kleinem Maßstab selbst zu skizzieren und die weitere Ausarbeitung dem Architekten zu übertragen.“ Als besonderes Prestigeobjekt kann der Wiederaufbau der Burg Hohenzollern bei Hechingen ab 1850 betrachtet werden. Den Auftrag dazu erteilte ihm König Friedrich Wilhelm IV. 1844, die Planung und Ausführung legte Stüler in einer eigenen Schrift 1867 nieder. Es handelt sich dabei um die Stammburg des gleichnamigen Fürstengeschlechts, aus dem auch die preußischen Könige hervorgegangen sind. Die Auftraggebung und Finanzierung erfolgten zu zwei Dritteln durch das preußische Königshaus und zu einem Drittel durch das Haus Hohenzollern-Sigmaringen. Parallel zu diesen Arbeiten fertigte Stüler auch die Pläne für die evangelische Pfarrkirche St. Johannes in Hechingen (vollendet 1857) an.
Weitere Berliner Profanbauten in Stülers Werk sind die üblicherweise als „Stülerbauten“ bezeichneten Gardekasernen des Gardes-du-Corps-Regiments gegenüber dem Schloss Charlottenburg, das im Rahmen seiner Gesamtplanungen für die Museumsinsel entstandene Neue Museum und die nach seinem Tod durch Johann Heinrich Strack ausgeführte Alte Nationalgalerie – in den Worten Friedrich Wilhelms IV. eine „ästhetische Kirche“. Als Architekt des Königs entwarf Stüler auch die Kuppel des Stadtschlosses.
Einer der engsten Mitarbeiter Stülers war der „Hof-Zimmermaler“ Georg Sievers, Schwiegersohn von Schinkels bevorzugtem Hoftischler Karl Wanschaff und Großvater des bekannten Schinkel-Forschers und Kunsthistorikers Johannes Sievers.
Andere Bauten Stülers sind die Alte Börse am Paulsplatz in Frankfurt am Main (1843), mehrere Prachtanlagen im Park von Sanssouci, die Nikolaikirche zu Potsdam, das Lutherhaus in Wittenberg, die Vollendung des großherzoglichen Schlosses zu Schwerin, der Neubau der Albertus-Universität Königsberg am Paradeplatz, der Turm der Marienkirche in seiner Heimatstadt Mühlhausen sowie der neugotische Turmhelm des Schlossturms in Königsberg, das Schwedische Nationalmuseum in Stockholm und die Ungarische Akademie der Wissenschaften in Budapest. Außerdem lieferte er eine Menge dekorativer Zeichnungen für Gusswerke, Porzellangefäße, Silberarbeiten und andere kunsthandwerkliche Arbeiten.
Neben seiner Auszeichnung mit der Royal Gold Medal des Royal Institute of British Architects (RIBA) im Jahr 1858[3] wurde Stüler am 17. August des gleichen Jahres Mitglied des preußischen Ordens Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste. 1864 wurde er als auswärtiges Mitglied in die Pariser Académie des Beaux-Arts aufgenommen. Stüler war von 1849 bis zu seinem Tod einer der Direktoren der Berliner Bauakademie. Quelle Text: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_August_St%C3%BCler